Wie das Boot Farbe bekam
Wie das Boot Farbe bekam
Blau
Web vs. Reality
Sagen wir mal so: Mir eine Farbe im Browser anzuschauen und sie daraufhin für ein 13-Meter-Boot in real life zu bestellen zählt nicht unbedingt zu den Sternstunden meiner handwerklichen Bootsbaukarriere. Im Web sah das Grün aus wie ein Bierflaschengrün. Als ich den Farbeimer aufmachte, sah ich ein Armeegrün. Und davon gleich fünf Liter. Ich fing kurz an, Königsblau zu mögen.
Farbtherapie
Eins stand fest: Die Farbe konnte ich nicht zurückgeben. Also fing ich an, das Boot probehalber damit zu streichen – nur mal so, um zu gucken.
Gemustert
Dunkelgrün oben, schwarz unten – das Boot sah ganz schön eintönig aus. „Wir brauchen gelbe Streifen,“ sagte ich. „Warum?“ fragte Tobi. „Na weil das Boot sonst armeegrün ist,“ sagte ich. Die Wahl fiel auf ein im Baumarkt sorgfältig ausgesuchtes Sonnengelb. „Streifen kann ich,“ dachte ich, klebte das Boot mit Kreppband ab und strich fleißig den Übergang zwischen Überwasserschiff und Unterwasserschiff gelb.
Als ich erwartungsvoll das Kreppband abnahm, verwandelte sich der vermeintlich haarscharf abgeklebte Streifen in eine kurvige, gelbe Flusslandschaft mit zahlreichen Nebenflüssen. Merke: Um Streifen abzukleben nie, nie, niemals Kreppband verwenden. Es sei denn, man mag fransige Ränder. In meinem Fall kam noch hinzu, dass der Untergrund durch die Nieten hubbelig und uneben war. Für die gelbe Farbe geradezu eine Einladung, in alle Richtungen zu verlaufen.
Kunstabteilung
Was tun also? Ich kaufte den dünnsten Pinsel, den ich im Baumarkt kriegen konnte („Ich suche ganz feine Pinsel.“ „Für Gemälde bitte in die Bastelabteilung!“) und malte damit die Kanten des Streifens sauber. 13 Meter Bootslänge x zwei Seiten x zwei Kanten macht 52 Meter Streifen mit einen Feinhaarpinsel nachkorrigieren. Am Liegeplatz ließ der Spott nicht lange auf sich warten.
Für kurze Zeit hatte ich mit dem Gedanken gespielt, oben auch noch Streifen hinzumalen. Zu meiner Verteidigung: Das war vor der Kreppbandbegegnung. Und vor dem Feinhaarpinsel. Danach bestellte ich nur noch Klebestreifen in gelb und weiß, die sich ruckzuck anbringen ließen, und, wie sich am nächsten Morgen herausstellte, in der Nacht teilweise auch ruckzuck wieder abgingen. Ist aber eine andere Geschichte. Vorerst hieß es: Et voilà, das Boot war gelb und weiß gestreift.
Greta
Das armeegrüne, gelb-weiß gestreifte Boot brauchte natürlich noch einen Namen. „Etwas Zeitloses wäre schön,“ dachte ich, und machte mich in Babyforen auf die Suche nach Mädchenvornamen. Greta und Agatha gefielen mir auf Anhieb, Iphigenie und einige andere Namen sortierte ich relativ schnell wieder aus. Am Ende hat Greta es mir angetan. Klassisch, passt zum Alter des Bootes. Greta. So heißt das Boot seitdem. Der Schriftzug hält übrigens wie Bombe.