Wie wir lernten, Knoten zu knoten

Das Boot liegt in Liebenwalde. Ein wunderschöner Liegeplatz, direkt am Kanal. Aber auch ein weit entfernter Liegeplatz. Liebenwalde halt. „Ich will nicht mehr pendeln. Wir brauchen unbedingt einen neuen Liegeplatz“, sagte ich. „Okay“, sagte Tobi, „dann wären Strom und Wasser am Steg gut.“ Wir machten uns auf die Suche.

Spandau

Zwei Monate dauerte die Suche. Nach zu teuer, zu überfüllt, zu spartanisch und zu hässlich kam er dann schließlich: Der richtige Liegeplatz. Spandau. „Kann ich meine Katzen mitbringen?“ fragte ich. „Haben wir Strom und Wasser am Steg?“ fragte Tobi.

Im Februar

„Wann wollen Sie das Boot zu uns fahren?“ fragte der Besitzer nach unserem Handschlag. „Der Motor ist noch nicht angeschlossen“, sagte ich. „Wir haben gar keinen Führerschein“, sagte Tobi. „Anfang Mai ist prima“, sagte ich nickend. Es war Februar.

„Wir haben noch keinen Führerschein“, wiederholte Tobi. „Ach, das wird leicht“, sagte ich, „ich melde uns mal wo an.“ Die Wahl fiel auf Skili Wassersport. Auch in Spandau. Ging schnell mit dem neuen Lokalpatriotismus.

Von Vorfahrt und Explosionen

Zuerst hatten wir drei Abende Theorie. Vor welchen Booten habe ich mit dem Motorboot Vorfahrt? Vor keinen. Darf ich mich einem Boot mit explosiven Gütern nähern? Lieber nicht. Wo steht all das drin? In der Binnenschifffahrtsstraßenordnung, Teil II. Wir schrieben alles sorgfältig mit.

Bergungsmanöver

Dann kamen die Praxisstunden. „Könnt ihr alle Kommandos?“ fragte uns unser Fahrlehrer? Tobi nickte vorsichtig. Ich fing schnell an, nach Taschentüchern in meiner Tasche zu kramen. Dann durften wir fahren. Wir verwechselten Vorwärts- mit Rückwärtsgang (Tobi), überfuhren Rettungsbojen, die wir eigentlich bergen sollten (ich) und verfluchten die Gangschaltung, weil wir nie wussten, ob wir im Leerlauf waren.

Sechs Fahrstunden und unzählige Kommandos später verabschiedete uns unser Fahrlehrer mit den Worten „Wir sehen uns dann übermorgen bei der Prüfung.“ Wir winkten und gingen schnell weg.

„Wir müssen unbedingt Theorie lernen!“ sagte Tobi. „Nee, Knoten lernen ist wichtiger“, sagte ich. Währenddessen brachten wir weiterhin fleissig alle Kommandos durcheinander. In zwei Tagen war Prüfung.

Ich knotete was das Zeug hielt, Tobi lernte alle Prüfungsbögen auswendig und wir versprachen uns gegenseitig, den Leerlauf nicht zu vergessen.

Prüfungstag

Am Prüfungstag selber war dann plötzlich alles easy. Die Gangschaltung war uns wohl gesonnen, das Wetter sowieso, die Boje ließ sich prima bergen und die Knoten konnten wir plötzlich wie aus dem Effeff. „Wozu wird der Kreuzknoten verwendet?“ fragte der Prüfer mich ab. „Um zwei Leinen gleicher Stärke zu verbinden“, sagte ich, „beispielsweise zwei Katzen.“ Der Prüfer guckte erst irritiert, dann nickte er und sagte ein knappes „Haben beide bestanden. Glückwunsch.“

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